Restoro: Was ist das?
Restoro wäre als Freeware okay, als Kaufprodukt ist es zu teuer.
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Sebastian Kolar
Kennen Sie das Tool "Restoro"? Es soll Windows reparieren, optimieren und beschleunigen. Werbung lässt sich zu dem Produkt auf Webseiten und sogar in Programmen wie dem KMPlayer finden. Der Nutzen ist anzuzweifeln.
Wer Windows reparieren will, kann sich auf Tuning-Tools nicht verlassen: In der Regel beseitigen sie lediglich Datenmüll und bringen keine Mechanismen mit, die beispielsweise fehlerhafte Konfigurationen, die von der Registry herrühren, erkennen. Demnach sind sie nicht in der Lage, fehlende Registry-Einträge neu zu erstellen oder ungünstige Werte dieser Einträge zu ändern, sodass eine vorliegende Windows-Komplikation verschwindet.
System-Optimierer identifizieren vielmehr meist lediglich Datenmüll in der Registrierungs-Datenbank von Windows und/oder im NTFS-Dateisystem – und fegen ihn weg. Das schafft im Falle des Aufräumens von NTFS freien Speicherplatz, zuweilen sogar recht viel – während Registry-Putz-Jobs das nicht leisten und eher dem guten Gefühl des Users sowie einem Aufpolieren der inneren Werte von Windows dienen. Ob letztere Frischzellenkur nötig ist, muss angesichts nicht respektive nahezu keiner zu erwartender Tempogewinne jeder für sich selbst entscheiden.
Ashampoo WinOptimizer 18 – Kostenlose Vollversion (Restoro-Alternative) herunterladen
Wer "Windows reparieren" googelt, stößt zum Glück auf Webseiten, die ordentliche Informationen zu dem Thema liefern. Kritisch sehen wir Restoro, das auf Werbebannern auf Internetseiten auftaucht und sich über Suchmaschinen mittels alltäglicher Eingaben finden lässt. Die Applikation meldet PC-Fehler bei recht langer Scan-Zeit, die dramatisiert dargestellt sind. Das tritt noch mehr als etwa bei Auslogics BoostSpeed Free zutage. Letzteres lässt sich kostenfrei sinnvoll nutzen, Restoro ist hingegen nahezu vollständig ein Bezahlprodukt und gratis nur mit erheblichen Einschränkungen zu testen.
Es drängt sich der Eindruck auf, das Produkt sei nicht für problem- und tempoeinbruchgeplagte User, sondern einzig und allein für den Gewinn des Herstellers entwickelt worden. An Tests renommierter Websites und Fachmagazine nimmt Restoro quasi nie teil. Wir haben Tuning-Bestenlisten im Web gesehen, in denen das Produkt weit oben rangiert, diese Rankings wirken aus der Luft gegriffen und nicht seriös. Auch das ebenfalls mehr als skeptisch zu sehende "Reimage" soll angeblich von höchster Güte sein. Es ist kaum zu glauben, dass Restoro in einer Liga mit Branchengrößen à la Avira System Speedup, Ashampoo WinOptimizer, AVG TuneUp, Norton Utilities, Advanced SystemCare und CCleaner (Professional) spielt – oder diese gar übertrumpft. Oder? Wir haben uns das Programm einmal näher angesehen.
Restoro im Test: Review des Tuning- und Wartungs-Programms
Die Download-Website von Restoro macht Angaben zur Betriebssystem-Kompatibilität des Wartungs-Tools. Gelistet sind ältere Systeme bis einschließlich Windows 10. Als wir im Test die Download-Seite unter Windows 11 aufriefen, war oben abzulesen, dass die Applikation hier lauffähig sei. Die eigentliche Kompatibilitätsliste ist offenbar ungepflegt. Die Dokumentation des Anbieters im Web erachten wir als inhaltlich falsch: "Computerfehler werden typischerweise von ungültigen oder beschädigten Registry-Einträgen verursacht, die Überbleibsel verschiedener Programme sind (...)" – eben nicht. Die folgenden Dinge soll die PC-Wartungs-Applikation in Augenschein nehmen: "ungültige Registry-Einträge, fragmentierte Dateien, Einstellungen der Internetverbindung, Windows-Fehleinstellungen und nicht genutzte Dienste".
Im Internet finden sich viele schlechte Bewertungen zu Restoro. Auf Trustpilot beispielsweise hagelt es Kritik. Wir sind außerdem auf eine Webseite und ein YouTube-Video gestoßen, die als Testbericht auftreten, die aber eigentlich Werbung sind. Es heißt, Restoro könne Windows bereinigen, "sämtliche Schadsoftware" entfernen und alle Virus-Schäden reparieren. Zusätzliche Programme zur Systeminstandhaltung seien überflüssig. Es lassen sich angeblich Stabilitätsprobleme in Windows automatisch finden und beheben; fehlende oder beschädigte Systemdateien des Betriebssystems würde die Applikation aus dem Internet heruntergeladen und ins OS einfügen.
Bluescreens, abstürzende und eingefrorene Anwendungen würde sich beikommen lassen. Mancher im Web hält Restoro für schadhaft. Das ist zu hoch gegriffen: Der Antiviren-Anbieter Malwarebytes etwa stuft den Code als PUP ein, also Potentially Unwanted Program (potenziell unerwünschtes Programm). Wir luden die downloadbare Installer-Datei "Restoro.exe" bei VirusTotal hoch und ließen sie von 69 Virenscannern checken. Sechs von ihnen schlugen Alarm (Comodo, Dr. Web, G Data, CrowdStrike Falcon, ESET/NOD32, Malwarebytes).
Test-Erfahrungen mit Restoro
Wir installierten Restoro 2.1.0.5 mit der Standardkonfiguration auf einem relativ frischen Windows 11 21H2 Home. Hierfür genügte ein Klick. Nach Abschluss der Setup-Prozedur benötigte das Programm mit seinem Ordner im "C:\Program Files"-Ordner (64-Bit-Software-Verzeichnis) rund 70 Megabyte SSD-Speicherplatz. Ein System-Scan startete automatisch. Lästig: Scrollt man hierbei nach oben, um vorige Überprüfungsergebnisse zu sehen, blättert die Anwendung automatisch zurück in den unteren Bereich.
Das Maximieren des Programmfensters ist nicht vorgesehen – schade, wäre dies doch eine Möglichkeit, um die im vorigen Satz geschilderte Unübersichtlichkeit zu kompensieren. Nach weniger als fünf Minuten war der Prüfparcours abgeschlossen – im Rahmen einer Vorrecherche ging es bei einer Windows-Installation, die längere Zeit auf dem Buckel hatte, nicht so schnell. Unten erschien eine dramatisch hohe Zahl an PC-Fehlern: über 1.000 Probleme. Die lassen sich per "Reparatur starten"-Button fixen, "um einen gesäuberten und schnelleren PC zu erhalten".
Das Anklicken des Buttons führt zu einer Kauf-Webseite, auf der sich eine Basis-, eine Premium- und eine Erweitert-Edition erwerben lässt (für rund 21, 32 und 43 Euro). Die Angebote unterscheiden sich in ihrem Umfang, so ist die Basisfunktionalität auf "Einmalige Nutzung" ausgelegt. Es poppte nach kurzer Zeit ein Overlay auf, das einen 10-prozentigen Rabatt anpries, der nur zwei Minuten lang verfügbar sei – das soll sicherlich Druck aufbauen und einen schnellen Kauf befördern. Nach einem Refresh der Webseite per F5-Taste erschien selbiger Dialog irgendwann erneut, arg zeitlich limitiert kann das Ganze also nicht sein. Zahlen muss man nicht, wenn man die Anwendung bloß testen will: Neben einer der Kaufvarianten (siehe oben) lässt sich eine Free-Version einsetzen. Es handelt sich um eine Demo für einen Tag.
Hiermit lassen sich gefundene wunde Punkte ausbügeln, doch nicht alle auf einmal und nur mühsam einzeln per Mausklick. Der Anbieter schickt Interessenten den nötigen Serial-Key per E-Mail zu.
Mehr Tempo: Die besten Tuning-Tools
Pseudohafte Probleme und keine echte Windows-Reparatur
Die Ungereimtheiten, die die Anwendung fand, wirken dramatisiert und gründlich war Restoro in unserer Stichprobe nicht immer. Die Oberfläche gliedert sich in mehrere Bereiche. Diese besprechen wir nachfolgend – mitsamt Einschätzungen – kurz:
Zusammenstellung der Daten: Infos zum Programm selbst.
PC-Profil: Hardwareinfos als Auflistung – zu CPU, Mainboard, RAM, Treibern, CPU-Temperatur, Videokarte, Speicherplatz. Nützlich ist das nicht: Es dürfte gern mehr Auskünfte geben. Die vorhandenen lassen sich zwecks Copy & Paste nicht markieren, bei der Prozessor-Temperatur erfolgt keine Differenzierung zwischen CPU-Kernen.
Die Angabe, der Test-PC verfüge über "4 Prozessoren", ist falsch (es sind Kerne, keine eigenständigen Prozessoren). Auf Basis welcher Rahmenbedingungen die Anwendung die "Festplattengeschwindigkeit" (verbaut ist eigentlich eine SSD) ermittelt haben will, bleibt im Unklaren.
Abgestürzte Programme: Hier listete Restoro nichts, die Windows-Installation war ja noch neu. Kostenlos zeigen Sie sich abgestürzte Programme auch mit Bordmitteln an – indem Sie Win-R drücken und perfmon /rel eingeben.
Malware und PUA: Die Anwendung erläutert, nach Viren und Trojanern zu suchen, böte jedoch keinen Echtzeitschutz. Restoro erkannte die Installer-Datei des praktischen Hilfstools Unlocker und dessen EXE-Programmdatei, die wir aus dem Setup-File bereits installiert hatten, als schadhaft. Wir würden allenfalls eine PUP-Klassifizierung unterschreiben, bringt der Unlocker-Installer-Wizard doch eine (abwählbare, heute ohnehin nicht mehr funktionsfähige) Adware namens Delta Toolbar mit. Nicht so schön: Restoro versagte bei der Erkennung von vier Malware-Dateien, die wir auf dem Desktop platziert hatten. Restoro bekam weder den Eicar-Testvirus (eigentlich zum Testen von Antiviren-Tools gedacht, sogenannter False-Positive by Design) noch das Vorhandensein dreier echter Schadcode-Files mit, darunter zwei Trojaner.
Auch dass wir mit dem Unlocker Windows beschädigt hatten, durch das Löschen der C:\Windows\System32-System-EXE-Dateien cleanmgr, dxdiag, mdsched, msconfig und shutdown, blieb unentdeckt. Restoro versagte somit, zu beweisen, dass es wirklich etwas zu reparieren imstande ist. Denn plump nur Datenballast abzuwerfen, was die Applikation ähnlich wie viele andere Tuning-Tools tut, hat mit einer Reparatur nichts zu tun.
Denken Sie an einen Werkzeugkoffer: Ist darin ein Teil defekt, also obsolet geworden, schmeißen Sie es weg – so wie PC-Tools das auch mit Datenmüll machen. Hierbei von "Repairing" respektive "Fixing" zu sprechen, wäre abstrus.
PC-Probleme ade: Problemlöser-Tools für alle Fälle
Junk-Dateien: Hier sind temporäre Dateien gelistet, denen es an den Kragen geht. Im Test fiel die Datenmüll-Ausbeute marginal geringer als beim CCleaner 6 aus (159 vs. 168 Megabyte).
Fehlerhafte Registry: Die Bezeichnung führt in die Irre, denn die Windows-Registry selbst ist bei Weitem nicht fehlerhaft, nur weil einzelne Einträge in ihr beispielsweise aufgrund nicht mehr existierender Dateiobjekte, auf die sie verweisen, obsolet (verwaist) sind.
Wie beim Datenmüll-/Junk-Dateien-Scan fand Restoro etwas weniger Spuren als CCleaner. Bei einem Test mit einer anderen Windows-Installation kehrte sich das Verhältnis um und Restoro siegte in Sachen NTFS-/Registry-Müll-Ausbeute. Eine Registry-Defragmentierung fehlt beiden Applikationen.
Datenschutz-Spuren: Findet Ballast von Edge, IE, Google Chrome und Firefox. Das sind keine echten Probleme und die Inhalte lassen sich in den Webbrowser-Clients mit Strg-Umschalt-Entf kostenlos manuell beseitigen. Frech ist, dass dieser harmlose Content den Löwenanteil bei der Gesamtanzahl an Pseudo-PC-Problemen bildete, die oben links bei "Zusammenfassung" gelistet sind.
Restoro im Test: Fazit und Alternativen
Restoro lohnt sich nicht – weder als Test- noch als Vollversion. Zur Problembehebung und Beschleunigung nutzen Sie unter Windows besser einen Mix aus Bordmitteln und bewährten Drittanbieter-Freeware-Tools: sfc /scannow auf einer administrativen Windows-Kommandozeile stellt fehlende Systemdateien wieder her, CCleaner und Ashampoo WinOptimizer 18 säubern das Betriebssystem zum Nulltarif (und gründlicher).
Avast Free Antivirus schützt vor Schadcode und beseitigt schon vorhandenen; ergänzend springt SuperAntiSpyware in die Bresche, das mit einem Modul sogar Malware-verursachte Schäden zu kurieren vermag.
Laut Aussage eines Forennutzers versagten nach der Benutzung von Restoro Touchpad und Tastatur. Das ist offenbar ein Einzelfall, bei anderen Tuning-Tools gibt es manchmal auch Nebenwirkungen, so etwas ist uns jedoch noch nie widerfahren. Lästig: Beim Beenden von Restoro erscheint eine "Sind Sie sicher?"-Nachfrage. Das fiel uns im Test als miese Usability auf. Andere Programme, gleich ihres Genres, fragen meist nicht noch einmal nach.